1. Der Weg des Wassers durch die Kanalisation
Im Bereich Obere Iller werden Schmutzwasser, z.B. aus Haushalten oder Industrie, und das Regenwasser von den Straßen in die selben Kanäle geleitet. Man nennt das ein Mischsystem.
Durch das Nutzen des natürlichen Gefälles des Allgäuer Landschaft und den Einsatz von Pumpwerken mit Drucklufterzeugung dort, wo das Abwasser bergauf transportiert werden muss, wird dieses Mischwasser aus dem ganzen Oberallgäu zur Kläranlage in Thanners bei Immenstadt geleitet.
2. Das Wasser „schneckt“ die Kläranlage hoch…
Wenn das Abwasser nach bis zu 8 Stunden durch die Kanalisation seinen Weg bis zur Kläranlage in Thanners gefunden hat, wird es in das Rohabwasserpumpwerk geleitet und mit vier Schneckenpumpen um ca. 9 m gehoben. So kann das Wasser danach durch das Gefälle bequem durch die weiteren Stationen der Kläranlage fließen.
3. Der Rechen räumt auf…
In einem Gerinne durchläuft das Abwasser als nächstes das Rechengebäude. Hier werden Grobstoffe durch zwei parallel arbeitende Rechen entfernt. Das Rechengut wird zur Reduzierung des Volumens und des Gewichts grob gewaschen, gepresst und extern gesondert entsorgt.
4. Im Sandfang wird… genau: der Sand gefangen!
Als nächstes durchströmt das Abwasser den belüfteten Sandfang. In dieser Verfahrensstufe wird der im Abwasser mitgeschwemmte Kies, Sand und Splitt durch sein höheres spezifisches Gewicht vom Wasser getrennt, über Pumpen abgesaugt, gewaschen und zur weitergehenden externen Entsorgung bzw. Wiederverwendung auf LKW verladen.
5. Im Vorklärbecken setzt sich der Schlamm ab
Dann fließt das Abwasser in die Vorklärbecken. Durch das vergleichsweise große Beckenvolumen wird die Fließgeschwindigkeit des Wassers hier langsamer und es beruhigt sich. Durch das Absetzen der schwereren Abwasserinhaltsstoffe und das Aufschwimmen der leichteren Stoffe findet dadurch eine Grobentschlammung statt.
Die abgesetzten und aufgeschwommenen Stoffe werden mit Hilfe von auf Schienen geführten Räumern aus den Becken abgezogen und als Primärschlamm in den Faulturm gepumpt.
6. Bakterien machen das Wasser erst richtig sauber. Kein Witz!
Mit dem Ablauf aus dem Vorklärbecken endet der mechanische Teil der Abwasserreinigung. Die im Rohabwasser mitgeführte Schmutzfracht wurde bis hierher um ein Drittel gesenkt.
Die anschließende biologische Reinigungsstufe hat die Aufgabe, die noch vorhandene Restverschmutzung aus dem Wasser zu entfernen. Im Wesentlichen besteht diese aus Kohlenstoff-, Stickstoff- und Phosphorverbindungen.
Die biologische Abwasserreinigung entspricht weitgehend den Selbstreinigungsvorgängen in den natürlichen Gewässern und basiert auf den Stoffwechselvorgängen von Mikroorganismen, die die gelösten Inhaltsstoffe als Nahrung und Energiequelle nutzen.
Um die natürlichen Vorgänge zu beschleunigen, werden in der biologischen Stufe die Mikroorganismen konzentriert und intensiv mit dem Abwasser vermischt.
7. Die Bakterien haben ihren Job erledigt
Im Anschluss an die Belebungsbecken wird das Gemisch aus dem jetzt weitestgehend gereinigten Abwasser und dem Belebtschlamm auf die drei Nachklärbecken verteilt. Hierbei handelt es sich um Rundbecken mit einem Durchmesser von jeweils 47 m und einem Volumen von über 7.400 m³.
In diesen Becken, die vom Mittelpunkt ausgehend zur an der Außenwand befestigten Ablaufrinne durchströmt werden, wird das Wasser vom Belebtschlamm getrennt: der Schlamm setzt sich mit den darin eingelagerten Stoffen in Folge der Schwerkraft an den Beckensohlen ab. Dieser Sekundärschlamm wird abgezogen und zum einen Teil als Rücklaufschlamm zur Konzentration der Biomasse in den Belebungsbecken wieder an den Beginn der biologischen Reinigungsstufe eingeleitet. Ein anderer Teil wird aus dem System herausgenommen und der Schlammbehandlung zugeführt.
8. Das saubere Wasser fließt zurück in die Iller
Das Klarwasser aus den Nachklärbecken hat nun den gesamten Reinigungsprozess durchlaufen und wird über den Auslaufkanal wieder in die Iller eingeleitet.
Zur Überwachung und Steuerung der Abwasserreinigung werden diesem Wasserstrom automatisch Proben zur Laboranalyse entnommen sowie durch kontinuierlich arbeitende Messgeräte analysiert. Diese Geräte sind Bestandteil der Überwachung der Verbandskläranlage und speisen ihre gewonnenen Daten in das Prozessleitsystem ein. Dieses alarmiert im Fall von Störungen oder Unregelmäßigkeiten das Betriebspersonal und dokumentiert diese automatisch.
Aus Schlamm wird elektrischer Strom
Der aus dem Abwasserreinigungsprozess abgezogene Primär- und Sekundärschlamm wird auf der Verbandskläranlage im Betriebsteil Schlammbehandlung weiter behandelt. Hierbei ist das Ziel zum einen die Gewinnung energiereichen Klärgases und zum anderen die Reduzierung der zu entsorgenden Klärschlammmenge durch Entwässerung.
Die Kernstücke dieses Anlagenteils werden durch den Faulturm und die zwei Entwässerungszentrifugen gebildet. Im Faulturm, einem zylindrischen Behälter mit einem Volumen von 4.000 m³, wird der Rohschlamm, nachdem ihm in den Voreindickern bzw. der Überschussschlammeindickung Wasser entzogen wurde, unter definierten Bedingungen (unter Sauerstoffabschluss und einer Temperatur von 37 Grad Celsius) über eine Dauer von 20 Tagen ausgefault. Hierbei entsteht Klärgas, welches im Wesentlichen aus Methan und Kohlendioxid besteht. Das Klärgas wird über zwei Blockheizkraftwerke, die nach dem Prinzip der Kraft- Wärme- Koppelung arbeiten, in Strom und Wärme umgewandelt. Mit dem erzeugten Strom werden ca. 65 % des Bedarfs der Verbandskläranlage gedeckt werden, die anfallende Wärme deckt mehr als 95 % des Wärmebedarfs für die Gebäude und Faulturmheizung.